Angst vorm Telefonieren - woher kommt die Telefonangst und wie lässt sie sich überwinden?
Wir alle kennen das Gefühl: Das Telefon klingelt, und plötzlich steigt unser Puls. Es ist nicht nur ein unerwarteter Anruf, sondern eine tief verwurzelte Angst vor dem, was am anderen Ende der Leitung lauert. Telefonangst, auch bekannt als "Telephonophobie", ist real und beeinträchtigt viele Menschen weltweit. Doch was steckt hinter dieser Angst, und wie können wir sie überwinden?
Das Handy ist heute unser ständiger Begleiter. Doch das bedeutet nicht automatisch, dass auch jeder gern telefoniert.
Heutzutage kommunizieren wir zu einem Großteil über Social-Media-Kanäle und Messenger. Hier wird mehr geschrieben als miteinander gesprochen, in jedem Fall ist die Kommunikation nicht so direkt und unmittelbar sondern zeitversetzt. Dadurch ist das Telefonieren für viele Menschen inzwischen sehr ungewohnt und wird sogar als lästig empfunden.
Beim Nachrichten schreiben hat man die Zeit zum Nachzudenken. Man kann den Text auf Fehler überprüfen und notfalls korrigieren. Beim Telefonieren hingegen muss man schnell und spontan reagieren. Es ist nicht absehbar, wie das Gespräch verläuft.
Manche Menschen telefonieren für ihr Leben gern, während es für andere einfach nur schrecklich ist, wenn das Telefon klingelt. Sie haben schlichtweg Angst vorm Telefonieren. Und es sind weit mehr, als wir denken.
Obwohl die dafür notwendige Zeit erheblich länger ist, tippen sie lieber eine WhatsApp oder eine E-Mail. Die Vorstellung, dass am anderen Ende der Leitung jemand ist, mit dem sie jetzt ein Telefonat führen müssen, löst bei Menschen mit Telefonangst großen Schrecken bis hin zu regelrechten Panikattacken aus.
Sie fragen sich
- Was passiert, wenn ich mich verhasple oder etwas Falsches sage?
- Wie kann ich meine Nervosität im Zaum halten, wenn ich anrufe?
- Wie kann ich sicher stellen, dass mich der andere auch versteht?
- Und was, wenn ich den anderen nicht gut verstehe?
Doch woher kommt diese Telefonangst? Was macht das Telefonieren mit einer solchen Phobie so schwierig? Mit welchen möglichen Symptomen geht dies einher? Wie ist es möglich, die Angst vorm Telefonieren zu überwinden? Der folgende Artikel erläutert alles Wissenswerte.
Die Angst zu telefonieren
Die Angst kann viele Gründe haben:
1. Man weiß nicht, wie das Telefonat verlaufen wird
Alleine die Tatsache, dass man nicht weiß, wie das Telefonat verlaufen wird, führt zu großer Unsicherheit. Vor allem, wenn auf dem Display eine unbekannte Nummer oder keine Telefonnummer erscheint, kann sich bei ihnen Panik einstellen. Es ist unklar, wer und was einen erwartet. Es bleibt keine Zeit, sich auf das Gespräch vorzubereiten. Dies führt zum Mangel an Kontrolle und in der Folge zur großen Unsicherheit. Dann nehmen Betroffene oftmals einfach nicht ab. Doch dies führt in einen Teufelskreis. Schnell stellen sich die Fragen: Wer könnte das gewesen sein? Was, wenn derjenige noch einmal anruft? Dies führt zu noch mehr Spannung und verstärkt die Angst vorm Telefonieren. Ständig wird das Telefon angestarrt und beim erneuten Klingeln macht sich wieder der Schrecken breit.
2. Der visuelle Kanal fällt weg
Den Gesprächspartner beim Reden nicht sehen zu können, ist für viele Menschen ein großes Hindernis. In der Kommunikation nehmen wir die Zwischentöne zu einem großen Teil über die Körpersprache des anderen wahr. Damit können wir einschätzen, wie das, was wir sagen, beim anderen ankommt. Beim Telefonieren passiert das ausschließlich über den auditiven Kanal. Wir müssen die "Zwischentöne" hören, da wir sie nicht sehen können.
3. Mangelnde Erfahrung mit dem Telefonieren
Dies kann besonders bei jungen Menschen oder Personen der älteren Generation der Fall sein. Sie haben möglicherweise weniger Erfahrung mit Telefonen oder führen sich generell unwohl, wenn sie Technologie verwenden. Wenn man wenig Erfahrung mit dem Telefonieren hat, weiß man oft nicht, was man sagen soll, wie man sich verhalten soll oder wie man mit den den verschiedenen Situationen umgeht, die beim Telefonieren auftreten können.
Für manche ist es auch schwierig mit jemandem zu sprechen ohne ihn zu sehen - die nonverbale Kommunikation fällt am Telefon weg.
4. Schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit
Viele Menschen befürchten ablehnende oder unangenehme Reaktionen während des Telefonats, weil sie in der Vergangenheit bereits negative Erfahrungen mit unangenehmen Reaktionen oder im Umgang mit der betreffenden Person gemacht haben. Sie haben Angst davor, dass die Person an anderen Ende der Leitung unhöflich oder kritisch reagiert, dass sie einen Fehler machen oder dass sie etwas sagen, das unpassend oder peinlich ist.
5. Die Sorge, sich zu blamieren
Manche fürchten, sich durch Stottern oder Verhaspeln beim Gesprächspartner zu blamieren. Sie gehen schon vorher durch, welche verschiedene Szenarien während des Telefonierens eintreten könnten. Sie überlegen immer wieder, wie das Gespräch verlaufen könnte oder machen sich Notizen, falls sie ein Blackout bekommen bzw. den roten Faden verlieren. Aber vor lauter Vorbereitung kommen sie nicht dazu, das Telefonat zu führen.
6. Die Angst vor Konflikten während des Telefonierens
Das kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn man eine Beschwerde über ein Produkt oder eine Dienstleistung vorbringen muss oder ein schwieriges Gespräch mit einem Vorgesetzten führen muss. Was tun, wenn der andere verärgert ist oder gar aggressiv wird? Hier geht es um die Angst, nicht ernst genommen zu werden oder die Angst, die Beziehung zur betreffenden Person zu verschlechtern.
Was ist Telefonangst und woher kommt sie?
Telefonangst (auch Telefonphobie genannt) ist eine Angststörung, eine sehr spezielle Form der Sozial-Phobie: Das ist die Angst vor sozialen (zwischenmenschlichen) Kontakten, die unterschiedlich ausgeprägt sein kann und bei der Betroffene Angst oder Unbehagen vor dem Telefonieren haben.
Die genauen Ursachen für Telefonangst sind nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass eine Kombination aus verschiedenen Faktoren eine Rolle spielt, wie z.B. soziale Angst, mangelnde Erfahrung mit Telefonen, schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit, Kommunikationsprobleme oder Unsicherheit über das was, warum und wie des Anrufs.
Die Symptome können von Person zu Person unterschiedlich sein und reichen von Nervosität und Zittern hin bis zu Panikattacken. Laut der Heidelberger Psychiaterin Wolf gibt es Hinweise, dass bis zu 17 Prozent der Jugendlichen zwischen 14 und 20 Jahren darunter leiden.
Interessanterweise fällt es Menschen mit Telefonangst nicht generell schwer, mit anderen zu kommunizieren. Zum Teil haben sie damit sogar gar keine Probleme, während andere nur ungern mit fremden Personen reden. Trotzdem kann die Telefonangst im Alltag belastend sein und beeinträchtigt die zwischenmenschliche Kommunikation, insbesondere im beruflichen Zusammenhang.
Ist die Angst vorm Telefonieren ein neues Phänomen?
Nein, Telefonangst ist kein neues Phänomen. Schon seit der Einführung des Telefons im späten 19. Jahrhundert gab es Menschen, die sich unwohl fühlten oder Angst hatten, das Gerät zu benutzen. Die Gründe dafür können vielfältig sein, von allgemeinen sozialen Ängsten bis hin zu Unsicherheiten über die richtige Etikette oder die Technologie selbst.
Was allerdings relativ neu ist, sind die vielen alternativen Kommunikationsformen, die das Telefonieren in vielen Kontexten ersetzt haben. Mit der Verbreitung von Textnachrichten, E-Mails und sozialen Medien können Menschen nun leichter direkte Gespräche vermeiden, wenn sie möchten. Für manche mag dies die Telefonangst verstärkt haben, da sie weniger Gelegenheiten zum Üben und zur Gewöhnung an das Telefonieren haben.
Zudem könnte die heutige "Always-On"-Kultur, in der Menschen ständig erreichbar sind, zu einer erhöhtem Stress beitragen, da das Gefühl entsteht, ständig bereit und "perfekt" in der Kommunikation sein zu müssen.
Aber auch wenn die spezifischen Kontexte und Gründe sich über die Jahre gewandelt haben, ist die grundlegende Angst oder Unbehagen beim Telefonieren für manche Menschen kein neues Phänomen.
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Telefonangst kann Probleme mit sich bringen - die möglichen Auswirkungen
Menschen, die Angst vorm Telefonieren haben, brauchen viel Mut, um einen Anruf zu machen oder beim Klingeln des Telefons den Hörer abzunehmen. Körperlich kann sich dies durch verschiedene Angstsymptome bemerkbar machen, zum Beispiel:
- schneller Herzschlag
- Übelkeit und flaues Gefühl im Magen
- nasse Hände
- zittrige Stimme
Doch Telefonate lassen sich nicht immer vermeiden, vor allem im Beruf. Hier kann die Telefonangst zum echten Problem werden. Die Betroffenen sind ständig angespannt, da sie nicht wissen, wann das Telefon klingeln könnte oder sie einen Anruf tätigen müssen. Dieser permanente Stress kann sowohl psychisch als auch physisch krank machen. Viele versuchen dann mit diversen Tricks Telefonate zu vermeiden oder delegieren sie mit irgendwelchen Ausreden an Kollegen. Nicht selten gelten sie deshalb als Drückeberger. Schlimmstenfalls kann die Angst vorm Telefonieren einen Mitarbeiter den Job kosten.
So können Sie Ihre Telefonangst überwinden
Es gibt Möglichkeiten und Strategien, die Angst vorm Telefonieren zu mindern oder sogar gänzlich zu überwinden. Dafür ist es auf jeden Fall hilfreich, die auslösenden Ursachen zu kennen. Grundsätzlich ist es wichtig, sich den Problemen zu stellen und zu telefonieren. Wenn Betroffene es meiden, fehlt ihnen die Übung. Wer regelmäßig Gespräche führt, wird gewöhnlich schnell erkennen, dass es nicht schlimm ist und es nichts zu befürchten gibt. Es wird sich vermehrt zeigen, dass die Gespräche meist gut und ohne Probleme ablaufen. Positive Erlebnisse bestärken, geben Sicherheit und helfen bei der Überwindung der Telefonangst. Mit jeder Übung wird das Selbstvertrauen größer und die Symptome der Angst verringern sich.
1. Bereiten Sie sich auf das Telefonat vor
Machen Sie sich vorab Gedanken über das Ziel des Telefonats, den Gesprächspartner und das Thema des Gesprächs. Es spricht nichts dagegen, sich mit ein paar Notizen, beispielsweise wichtigen Fragen, die nicht vergessen werden dürfen, auf das Gespräch vorzubereiten. Sie können sich sogar einen kleinen Gesprächsleitfaden machen. Einen Leitfaden mit den 5 Phasen und Beispielen finden Sie hier und hier.
2. Sammeln Sie Erfahrungen
Regelmäßiges Telefonieren kann helfen, Erfahrung im Umgang mit Telefonaten zu sammeln und das Selbstvertrauen zu stärken. Es empfiehlt sich, mit eher unwichtigen und kurzen Anrufen zu beginnen und möglichst oft zu telefonieren. Im Laufe der Zeit wird es immer weniger befremdlich wirken, denn Routine schafft Sicherheit. Überlegen Sie sich einen allgemeinen Einstiegssatz, den Sie bei allen Anrufen nutzen können. Damit fällt es wahrscheinlich einfacher, zum Telefonhörer zu greifen und sich sicherer zu fühlen. Es ist wichtig, den ersten Schritt zu wagen, denn permanentes Vermeidungsverhalten kann die Angst sogar verfestigen. Ist es beruflich wichtig, regelmäßig zu telefonieren, besteht die Möglichkeit für ein professionelles Telefon-Training.
3. Führen Sie positive Selbstgespräche
Sich selbst ermutigen und positive Gedanken formulieren, kann dazu beitragen Unsicherheiten und Ängste zu reduzieren. Sie könnten sich z.B. selbst sagen, dass Sie fähig sind, dieses Telefonat zu führen. Dass Sie sich gut vorbereitet haben oder dass Sie den Gesprächspartner sympathisch finden. Indem Sie sich selbst ermutigen, können Sie die eigene Selbstwirksamkeit steigern und das Selbstvertrauen erhöhen.
Es ist jedoch wichtig, dass die positiven Selbstgespräche realistisch bleiben und nicht ins rosarote Wolkenkuckuksheim abdriften. Es geht nicht darum, sich selbst einzureden, dass alles problemlos laufen wird. Es geht darum, sich bewusst zu machen, dass man in der Lage ist, mit der Situation umzugehen und dass man sich auf seine Stärken und Fähigkeiten verlassen kann.
4. Holen Sie sich professionelle Unterstützung
Richtig Telefonieren ist kein Hexenwerk, es ist eine reine Frage der Übung. Das bestätigen auch die vielen Kommentare in den Foren zum Thema "Panik vorm Telefonieren". Hier berichten Mitglieder, wie sie schlicht durchs tägliche Tun die Angst vorm Telefon überwunden haben.
Das Know-How fürs professionelle Telefonieren können Sie auch in Seminaren lernen. Zum Beispiel hier bei mir im offenen Live-Online-Seminar "So werden Sie zum Telefonprofi".
Richtig telefonieren lernen und Sie werden das Telefon lieben
Wenn Sie wissen wie es geht, wenn Sie die "Spielregeln" für geschäftliche Telefonate kennen, wenn Sie wissen, wann Sie was am besten wie sagen, ist das Telefonieren kein Hexenwerk mehr.
In meinem Live-Online-Seminar "Vom Telefonierer zum Telefonprofi" zeige ich Ihnen wie das geht.
Ein Tag per Zoom von 9.00 bis 16.00 Uhr inklusive Pausen lernen Sie Tools und Techniken fürs professionelle Telefonieren: Aufbau eines Gesprächs, Stimmführung, Wortwahl und lösungsorientiertes Telefonieren (kompetent wirken, auch wenn Sie gerade nicht weiter wissen).
Bei einer sehr stark ausgeprägten Telefonphobie, die das Leben stark beeinträchtigt, kann es sinnvoll sein, sich in ärztliche Behandlung zu begeben. Ein Psychotherapeut hilft zum Beispiel durch Gespräche und Übungen, die Ursachen zu erkennen und abzuwenden. Im Rahmen der Verhaltenstherapie geht es darum, sich der Telefonangst zu stellen, um sie zu überwinden. Auch Hypnose kann unter Umständen eine weitere Option sein. Oft kann schon eine kleine Veränderung im Umgang mit der Angst dazu beitragen, die Ängste zu überwinden und selbstbestimmt mit dem Telefon zu agieren.
Erfolgsgeschichten
Anna, 28, erzählt: "Ich konnte einfach nicht telefonieren, ohne in Panik zu geraten. Doch dann habe ich mir kleine Ziele gesetzt. Zuerst rief ich meine Mutter regelmäßig an, dann Freunde und schließlich Kollegen. Mit der Zeit wurde es besser. Jetzt kann ich ohne Angst telefonieren."
Tims Geschichte ist ähnlich: "Ich hatte Angst, etwas Falsches zu sagen oder mich zu blamieren. Doch dann habe ich einen Job bekommen, bei dem ich ständig telefonieren musste. Zu Beginn war es hart, aber Übung macht den Meister. Jetzt denke ich gar nicht mehr darüber nach."
Lesen Sie hier, warum bei vielen Menschen das Telefon zum Störfaktor Nr. 1 geworden ist und wie Sie mit der Stressfalle Telefon besser umgehen können:
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